Die Anmut und Brillanz der Alice Sara Ott in den Walzern von Chopin

Hinweise auf Neuerscheinungen zum Chopin-Jahr 2010

Zum 200. Geburtstag von Frédéric Chopin bzw. Fryderyk Szopen am 1. März 2010 wartet der CD-Markt mit zahlreichen Neuerscheinungen auf. Das Warschauer Chopin-Institut bringt eine Gesamtaufnahme seiner Werke, teilweise gespielt auf historischen Instrumenten, heraus. (Vertrieb in Deutschland: Codaex). Unter anderem ist hier Nikolai Demidenko mit den brillanten Variationen über „La ci darem la mano“ op. 2, wenig bekannten Frühwerken und der Berceuse op. 57 auf einem Pleyel-Fügel zu hören. (NIFCCD 014) Bemerkenswert ist auch die Aufnahme der Klavierkonzerte mit dem vierzehnjährigen, hoch talentierten Polen-Kanadier Jan Lisiecki. (NIFCCD 200)

Ein 2-CD-Sampler bei der Deutschen Grammophon unter dem Titel „The Art of Chopin“ bietet einen Archiv-Querschnitt mit Interpreten von Horowitz und Richter über Pollini bis Pogorelich und Lang Lang – eine Gelegenheit, die Vielfalt der Chopin-Interpretationen wenigstens im Schnupperverfahren kennen zu lernen. (DGG 480 3405)

Sony erinnert an Arthur Rubinstein, dessen Chopin-Spiel mit seiner Verbindung von moderner Klarheit, Ausdruckskraft und Eleganz bis heute unerreicht ist. Die Doppel-CD enthält die beiden Klavierkonzerte, eine breite Auswahl von Einzelwerken und den leider aus dem Zusammenhang gerissenen, unvermeidlichen Trauermarsch aus der Sonate b-Moll. (Sony 88697648502)

Auffallend sind die vielen Aufnahmen mit jungen Interpreten. Von Rafal Blechacz, dem Gewinner des Chopin-Wettbewerbs 2005, liegen nach den Préludes nun auch die beiden Klavierkonzerte in einer Einspielung vor. Schnörkellose Klarheit und das richtige Gespür für Chopins Klangpoesie zeichnen die Aufnahmen aus. (DGG 477 8088)

Eine reizvolle Originalklang-Annäherung an die Préludes und zwei Balladen unternimmt Sheila Arnold auf einem Érard-Flügel, doch kommt sie mit dem historischen Instrument nicht immer so gut klar wie Demidenko. Manche Details gehen im halligen Klang etwas unter. (WDR/Avi-Music 8553183)

An die Etüden, zeitloser Prüfstein jedes Pianisten, hat sich Ragna Schirmer herangewagt. Technisch ist sie den Stücken gewachsen, es fehlen ihr aber noch die entscheidenden letzten Zutaten, die aus den Etüden mehr als technische Meisterstücke, nämlich poetische Kunstwerke machen würden. (Berlin Classics 0300015BC)

Anna Gourari wendet in ihrem „Mazurka Diary“ diesem Aspekt der Klangpoesie viel Aufmerksamkeit zu. Die sehr großen agogischen Freiheiten, die sich vielleicht ein Horowitz erlauben konnte, sind aber an der Grenze dessen, was diese Kleinformen ertragen. (Berlin Classics 0016662BC)

Anmut und Brillanz, Poesie und makellose Pianistik verbindet Alice Sara Ott in ihrer bemerkenswerten Einspielung aller Walzer – Platz eins unter den genannten Neueinspielungen! (DGG 477 8095) 

© Max Nyffeler
(März/2009)

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Chopin-Portrait zum 200. Geburtstag des Komponisten

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