Jimi Hendrix' Electric Religion
Auch wenn die historischen Zitate, vermutlich aus rechtlichen Gründen, häufig auf Schnipselgröße reduziert sind, entwirft diese Dokumentation doch ein aussagekräftiges Portrait des 1970 verstorbenen Pop-Idols. Das hängt nicht zuletzt mit seinem Verständnis von Musikmachen zusammen, das, wie die Stuttgarter Aufnahmen zeigen, auf die Musiker nach wie vor ungeheuer inspirierend wirkt. Die Erweiterung des Klangs zum Geräusch, die Befreiung des Rhythmus aus dem Viertaktschema, die organische Verschmelzung von Musik und Szene sowie Bedeutungsschichten, die vom Protest gegen den Vietnam-Krieg bis zur synkretistischen Alltags-Religion reichen: der kreative Mix an Ideen und Klangvorstellungen ist bis heute offensichtlich nicht ausgeschöpft. Hendrix' intensives Leben glich einer Kerze, die von beiden Seiten brannte, er starb mit nur 28 Jahren. Es war der Preis, den er für sein existenzielles Anrennen gegen die Zwänge des Betriebs zahlte. Seine spontane Musikalität er selbst sprach von "Electric Religion" wurde dabei nicht zerstört. Jack Bruce, einer der Musiker beim Stuttgarter Konzert, nennt einen Grund für die durchschlagende Wirkung von Jimi Hendrix' Auftritten: "Einfach auf die Bühne rausgehen und der Musik ihren Lauf lassen. Heute probt man ein Jahr lang, bevor man auf Tournee geht." © Max Nyffeler 2004
(3/2004) |