Chaya Czernowins Erinnerungssuche: Pnima... ins InnereDie Münchner Produktion von 2000 ist auf DVD erschienen
Dem Regisseur Klaus Guth und dem Bühnenbildner Christian Schmidt gelang bei der Uraufführung eine suggestive Umsetzung dieser psychologisch komplexen Dialogstruktur. In der beklemmenden Leere ihres Bühnenraums hauste der Schrecken, und die auf das Bühnenbild projizierten Videos ließen den stets nur angedeuteten Alptraum mit der heutigen Realität verschwimmen. Die eindrucksvolle Münchener Aufführung ist nun bei der kleinen New Yorker Firma Mode Records, bekannt für ihre CDs mit Gegenwartsmusik, auf DVD erschienen. Die Produktion des Bayerischen Fernsehens wird ergänzt durch ein aufschlussreiches Gespräch mit der Komponistin über Werk und Aufführung. Als Dokumentation eines thematisch bedeutsamen und künstlerisch überaus gelungenen Bühnenwerks ist die Veröffentlichung unbedingt zu begrüßen. In der Machart zeigen sich jedoch die Grenzen eines Verfahrens, das eine abgefilmte Bühnenaufführung eins zu eins auf DVD bannt. Das ist nicht dem Label anzulasten, sondern der Aufzeichnung aus dem Jahr 2000, die mit weitgehend statischer Kamera den Bühnenraum aus der Zuschauerperspektive fixiert. Das hat zwar den Vorteil der Konzentration auf das Bühnengeschehen. Aber das im Saal suggestive Dämmerlicht und die gewollten Unschärfen der Projektion wirken sich auf dem Bildschirm auf Dauer wie eine technische Unzulänglichkeit aus. Zu viele Details gehen im Halbdunkel der statischen Totale verloren. Das Werk wäre für eine genuine Filmproduktion hervorragend geeignet. Die raffinierte Überlagerung von Bühnenrealität und Projektion ruft geradezu nach einer Montage am Bildschirm. Doch geht das leider nicht, da in der Originalaufzeichnung, die offensichtlich nicht viel kosten durfte, beide Ebenen schon miteinander verschmolzen sind. Auch die aussagestarke Musik hätte eine optische Unterstützung verdient, etwa mit Zwischenschnitten auf die Gesangssolisten; jetzt fristet sie bloß das Dasein eines Soundtracks. Aber das sind leider Wunschvorstellungen, denn die Produktionsbedingungen gerade in der neuen Musik lassen diesen Aufwand nicht zu. Da kann man froh sein, wenn es zu einer Theaterdokumentation wie in der jetzigen Form kommt. Anhören und ansehen sollte man sie sich aber trotzdem. © Max Nyffeler 2007
(3/2007)
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