Africa liveYoussou N'Dour und andere afrikanische Stars singen gegen die Malaria
Sein kurzes, einprägsames Lied Roll Back Malaria, ist das Signet für den Film und zugleich ein klingendes Flugblatt. Es wird von den Tausenden beim Open-Air-Konzert mitgesungen und kann über die afrikanischen Medien bis in den hintersten Winkel des Kontinents verbreitet werden. Musik mit sozialem Gebrauchswert und dem Zweck, den Menschen Mut für die Zukunft zu machen. „Wir wollen der Welt zeigen, dass Afrika seine Probleme selbst meistern kann“, ruft die Sängerin Oumou Sangare aus Mali ins Mikrofon, bevor sie zu ihren Liedversen „Schwinge deine Hüften, schönes Fula-Mädchen, hübsche Gazelle“ ansetzt und mit ihrer Band aus traditionellen Instrumenten und E-Gitarren das Publikum in Begeisterung versetzt. Die Vielfalt, die in den Beiträgen und der äußeren Aufmachung der Musiker zum Ausdruck kommt, vermittelt eine Ahnung vom Reichtum der afrikanischen Musikkulturen und straft das pauschalisierende Wort vom „Africa Pop“ Lügen. Vermummte Touaregs singen zum monotonen Trommelrhythmus „Stolz und Eifersucht wohnen in unseren Herzen“, Awilo Longomba im Rocker-Outfit aus Kinshasa verbreitet Highlife-Stimmung. Die religiöse Griot-Erzählung über einen verstorbenen Stammesführer wechselt ab mit politischem Rap („Stoppt die Diebe in der Republik, die uns betrügen und bestehlen“) und einem konzertanten Beitrag des aus traditionellen arabischen Instrumenten und europäischen Streichern bestehenden „Great Orchestra of Cairo“; schwarzafrikanische Musiker und Youssou N’Dour vereinigen mit ihm zu einer panafrikanischen Jam-Session. Hochgradig charismatisch wirkt Corneille, der Sängerpoet aus Rwanda. Mit seinem bloßen Erscheinen bringt er die Teenies zum Toben, seine Lieder singen sie zu Tausenden mit. „Wir sind unsere eigenen Väter und Mütter und doch so jung. Wir sehen, wie vergänglich alles ist, darum lasst uns leben, als wäre jeder Tage der letzte.“ Solche Texte treffen offensichtlich den Nerv des Publikums. Die Sicherheit beeindruckt, mit der die Afrikaner ihre eigenen Instrumente mit modernen elektronischen Geräten zusammenbringen. E-Gitarren, Keyboard und Verstärkung sind eine selbstverständliche Beigabe auch bei traditionellen Musikstücken. Das Geheimnis der Synthese liegt im ganzheitlich erfahrenen Rhythmus, der alle kulturellen Gegensätze überbrückt und eine einzigartige, lebensbejahende Atmosphäre schafft. Die Musik schweißt Künstler und Publikum zu einer Erlebnisgemeinschaft mit magisch-ekstatischen Zügen zusammen. Diese Glückswogen eingefangen zu haben gehört zu den Qualitäten dieser außergewöhnlichen Dokumentation. © Max Nyffeler 2006
(10/2006)
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