Schönbergs „Moses und Aron“ spektakulär verfilmtEine in jeder Hinsicht ungewöhnliche Produktion der Ruhrtriennale 2009
Willy Decker nutzt diese flexible Architektur für eine Inszenierung, die neben der zentralen Spielfläche auch die Zuschauertribünen und sogar das Orchesterpodium als Schauplatz einbezieht. Die großen Distanzen überbrückt er mit einer mitreißend dynamischen Regie, in der die Chormassen Bilder von erregender Dramatik erzeugen. Was das von Rupert Huber einstudierte ChorWerk Ruhr leistet, ist schlicht bravourös, und dem Dirigenten Michael Boder gelingt das Kunststück, das räumlich komplex aufgefächerte Geschehen mit dem anspruchsvollen Orchesterpart so zu koordinieren, als handle es sich um Guckkastentheater. Zur äußeren Dramatik der Massenszenen bildet das Protagonistenpaar Moses (Dale Duesing) und Aron (Andreas Conrad) einen kraftvollen Gegenpol. Ihr Kampf um die Wahrheit, den sie gleichermaßen mit- wie gegeneinander austragen, führt zu Momenten von größter Intensität. Dank der Bildregie, die die beiden Charaktere in variantenreichen Nahaufnahmen zeigt, hat hier der Filmzuschauer womöglich sogar einen Vorteil gegenüber dem Live-Publikum. Bei all dieser Leichtigkeit darf man nicht vergessen: Noch lange nach der szenischen Uraufführung des Werks in Zürich 1957 waren die ausgedehnten, enorm schwierigen Chorpartien ein Haupthindernis für die Verbreitung des Werks; fünfzig Jahre später verbinden sich in dieser Inszenierung musikalische und szenische Qualitäten zu einer Darbietung auf höchstem Niveau. Zum packenden Gesamteindruck, den diese Produktion auch am Bildschirm macht, trägt die Bildregie von Hannes Rossacher maßgeblich bei. Mit ihren wechselnden Blicken in die Tiefe des Raums, den Charakterstudien der beiden Protagonisten und besonders spektakulär mit der senkrechten Sicht aus der Höhe der Halle auf die Bewegungsmuster der Chormassen sind die Kameraperspektiven schlicht atemberaubend. © Max Nyffeler 2011
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