Die Verzauberung der Welt in Haydns „Il mondo della luna“

Haydn, Il mondo della lunaJoseph Haydns Dreiakter „Il mondo della luna“ von 1777 nach dem Libretto von Carlo Goldoni ist ein Werk der Aufklärung. Man blickt durchs Fernrohr und will auf den Mond fliegen, und indem der Hausdiener die gehobenen Paare verheiratet, wird die soziale Rangordnung auf den Kopf gestellt. Doch Aufklärung bedeutet hier noch nicht Entzauberung der Welt, sondern im Gegenteil ihre Verzauberung durch Poesie und Fantastik. Dem alten Signor Bonafede, Vater zweier heiratstoller Töchter und Haustyrann mit erotischen Ansprüchen auf seine Köchin, werden vom angeblichen Astronom Ecclitico und seinem Freund Ernesto die Töchter samt Mitgift abgeluchst und die Köchin mit dem Diener verheiratet, weil er dem faulen Versprechen glaubt, auf den Mond, das moderne Paradies, fliegen zu können, und dabei im Opiumrausch nur im Nachbargarten landet. Das modernisierte Commedia dell’arte-Sujet hat Ähnlichkeit mit dem betrügerischen Menschenversuch von „Così fan tutte“, endet jedoch mit einem Happy End, und Haydns unerhört frische und einfallsreiche Musik trägt wesentlich zum optimistischen Zauber der Oper bei. In der Inszenierung von Tobias Moretti von 2009 im Theater an der Wien und mit einer überaus munteren Solistenschar unter der inspirierten Leitung von Nikolaus Harnoncourt erlebt man die Wiederentdeckung eines Meisterwerks. (Blu-ray, auch als DVD erhältlich.)

© Max Nyffeler 2010

DVD: Joseph Haydn: Il mondo della luna. Mit Dietrich Henschel, Bernhard Richter, Vivica Genaux, Christina Landshamer, Anja Nina Bahrmann, Maite Beaumont und Markus Schäfer; Concentus Musicus Wien, Nikolaus Harnoncourt (Leitung); Tobias Moretti (Inszenierung). C-major 703604 (1 Blu-ray) / 703508 (2 BD/DVD)

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