Boris Berezovsky im Konzert und im GesprächEin Programm mit Beethoven und wenig bekannten Russen
Eine von Jan Schmidt-Garre in der Reihe Legato The World of the Piano produzierte DVD zeigt Berezovsky nun in einem Konzert in Essen aus dem Jahr 2006 mit einer ungewöhnlichen Werkauswahl: Neben Beethovens Diabelli-Variationen sind vier Märchenstücke von Nicolas Medtner, zwei chopineske Préludes und eine Bagatelle von Anatol Liadow sowie Godowskys elegantes Schmankerl Alt-Wien zu hören. Ein Kontrastprogramm: Medtner einmal mit unerhörter Leichtigkeit und dann wieder mit zupackender Energie und großen erzählerischen Bögen musiziert, Liadow und Godowsky im Detail fein belebt durch differenzierte Agogik und Artikulation. Ergänzt wird das Programm durch eine halb improvisatorische Komposition des Wahl-Münchners Dafydd Llywelyn, der auch als origineller, manchmal auch aufdringlicher Interviewpartner des konziliant reagierenden Pianisten agiert. Die Diabelli-Variationen, Hauptstück des Programms, spielt Beresovsky klar und trocken und fast ohne Pedal. Die Beherrschtheit und Genauigkeit des Spiels ist bewundernswert, doch wirkt es in seiner kontrollierten Distanziertheit ein bisschen unterkühlt. Mit zunehmender Durchdringung des Notentexts hier spielt er noch nach Noten wird sich das wohl ändern. Das enorme künstlerische Potenzial, das sich hinter seiner sympathisch zurückhaltenden Erscheinung verbirgt, hat er schon hinreichend unter Beweis gestellt. Er wird es auch bei Beethoven in die richtigen Bahnen lenken. © Max Nyffeler 2008
(1/2008)
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