Nonos Prometeo, Wuorinens Dante Trilogy und Werke von Michael JarrellNeue CDs im April 2008Luigi Nono: Prometeo (Solisten und Orchester, Ltg. Peter Hirsch und Kwamé Ryan; Experimentalstudio des SWR Freiburg, Ltg. André Richard) Prometeo, das 1984 in Venedig unter Claudio Abbado uraufgeführte Hauptwerk aus Luigi Nonos Spätphase, liegt nun auf einer SACD des Labels col legno vor, die den raffinierten live-elektronischen Raumklang erstmals adäquat abzubilden vermag. Die Multichannel-Produktion des SWR enstand ausschließlich mit Freiburger Interpreten, die teilweise noch mit Nono zusammengearbeitet haben. Verantwortlich für die Live-Elektronik ist André Richard vom Freiburger Experimentalstudio, die beiden Dirigenten sind Peter Hirsch, der das Werk schon als Assistent von Abbado einstudiert und später auch geleitet hat, sowie Kwamé Ryan. Die wegweisende Aufnahme wird von einer „Hörpartitur“ begleitet, die die Struktur des komplex gebauten Werks verdeutlicht. (col legno WWE 20605, 2 SACD) Charles Wuorinen: The Dante Trilogy (The Group of Contemporary Music, Ltg. Oliver Knussen) Von Charles Wuorinen, New Yorker mit Jahrgang 1938, stammt eine der seltenen Auseinandersetzungen eines modernen Komponisten mit Dantes Göttlicher Komödie. Seine Dante Trilogy, hier in einer Ensembleversion veröffentlicht, übersetzt Dantes bildhafte Visionen in eine harte und dissonante, dabei unerhört vitale musikalische Sprache. Zupackend-virtuose Klaviersätze prägen das Gesicht des ersten Teils mit dem Titel The Mission of Vergil, eine aggressive zugespitzte Melodik den zweiten, und auch das Finale, The River of Light, klingt mit seiner Bläser-Glockenmischung weniger paradiesisch als lebensprall-diesseitig. Eine energiegeladene, stark gestische Musik, die in ihrem verschlungenen Verlauf den Hörer immer wieder aufs Neue zu packen versteht. (Naxos 8.559345) Michael Jarrell: ...prismes/incidences... (Emmanuel Pahud, Paul Meyer, François Leleux, Hae-Sun Kang, Marino Formenti, Orchestre de la Suisse Romande, Ltg. Pascal Rophé) Der fünfzigjährige Michael Jarrell, ein bildnerisch-musikalisches Doppeltalent, gilt als Meister der subtil ineinanderfließenden, dunkel abgetönten Klangmischungen. In den vier Orchesterwerken, drei davon mit Solisten, die nun mit dem Orchestre de la Suisse Romande veröffentlicht wurden, bestätigt er das auf eindrucksvolle Weise. Der intime und zugleich weite Räume öffnende Dialog von Sologeige und Orchester in ...prisme/incidences... wird in Sillages auf Flöte, Klarinette und Oboe ausgeweitet, in Abschied verbinden sich die virtuosen Figurationen des Klaviers mit dem Orchester zu einem funkelnden Gesamtklang. In der kongenialen Instrumentierung von drei Debussy-Etüden zeigt sich Jarrells Verwurzelung in der französischen Klangästhetik. (æon AECD 0752, Vertrieb Helikon Harmonia Mundi) © Max Nyffeler (April/2008) zurück zu CD-Rezensionen, Labelportraits |