Trepulka, Hannenheim, Harvey, Pröve

Neue CDs im Juli 2007

Johann Ludwig Trepulka, Norbert von Hannenheim: Klavierstücke und Sonaten (Herbert Henck, Klavier) Johann Ludwig Trepulka??? Norbert von Hannenheim??? Unbekannte Namen. Dass sie einem nun als Komponisten von beachtlichem Format begegnen, ist Herbert Henck zu verdanken, der als Pianist und Musikforscher schon mehrfach solche Entdeckungen gemacht hat. Beide sind um die Jahrhundertwende geboren und 1945 gestorben – Spätlinge, die unter die Räder der Zeit kamen und dann vergessen wurden. Ihre in den zwanziger Jahren entstandenen Klavierstücke sind Dokumente eines Zeitenwechsels: Der Hauer-Schüler Trepulka beschwört die untergehende Tonalität noch einmal mit geheimnisvoll-melancholischen Akkordfolgen, der Schönberg-Schüler von Hannenheim tastet sich mit konstruktiv angelegten Formen in die Zukunft voran. Eine hörenswerte Ausgrabung! (ECM New Series 1937)

Jonathan Harvey: Angels (Les Jeunes Solistes, Ltg. Rachid Safir) Die Suggestivkraft der a-cappella-Chorsätze des 1939 geborenen Briten Jonathan Harvey verdankt sich nicht zuletzt seinem gekonnten Umgang mit dem Chorklang. Die Texte aus der Bibel, aus dem Messeordinarium und aus dem Sanskrit, Verse des arabischen Mystikers Rumi und von Shakespeare setzt er in eine bildstarke, aber nie redselige Musiksprache um, die zwischen geheimnisvoll schillernden Vierteltonflächen und vielstimmiger Ekstase ein breites Ausdrucksspektrum erschließt. Im französischen Solistenensemble „Les jeunes solistes“, das sich unter der Leitung von Rachid Safir in den letzten Jahren zu einem international führenden Ensemble für neue Vokalmusik entwickelt hat, findet der hochkonzentrierte Tonfall dieser spirituellen Botschaften die idealen Interpreten. (Editions Soupir, S215)

Bernfried Pröve: Porträt II (Arditti Quartett, SWR Vokalensemble, Reinbert Evers, Isabelle Schnöller u.a.) Eine große Leichtigkeit im Umgang mit dem Instrumentalklang und eine lebhafte Gestik, die bis zum Überschwang gehen kann, zeichnen die Musik des 1963 geborenen Bernfried Pröve aus. Der Komponist, der vor einigen Jahren ein eigenes Label für zeitgenössische Musik gründete, stellt auf seiner zweiten Porträt-CD Kammermusik sowie ein Chorwerk vor, wobei ihm vorzügliche Interpreten zu Diensten standen: das Arditti Quartett im wuseligen Streichquartett Nr. 5, Reinbert Evers und Robert Aitken in den von Obertonpoesie geprägten Airs and Doubles für Gitarre und Flöte, der Hornist Andrew Joy, die Flötistin Isabelle Schnöller und andere. Das SWR Vokalensemble Stuttgart sorgt für eine spannende Wiedergabe der Schwitters-Vertonung März-Transitus. (Edition Zeitklang ez-17015)

© Max Nyffeler

(Juli/2007)

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